
Aber schade wär´s um ihn, darum bitte weiter spielen. Mit einer oberflächlichen Leichtigkeit lebt Ryan Bingham sein Leben in der öffentlichen Anonymität von Flughäfen, Hotels und Flugzeugen, während er von Firma zu Firma reist, um Angestellte auf möglichst humane Art zu feuern. Eine Romanze mit der in ihrer Unabhängigkeit gleichgesinnten Alex (Vera Framiga) macht die seltenen Treffen in den verschiedenen Hotels der Welt zu den unverbindlichen Höhepunkten seines Lebens.
Allein, sein Job soll durch einen Onlinedienst ersetzt werden, ausgerechnet Bingham soll die junge Göre Anna (Natalie Keener) ausbilden, deren Software seinen Arbeitsplatz überflüssig machen wird. Die naive, unerfahrene Dummheit der kleinen, süßen Anna passt so gar nicht in Binghams Leben, doch was er anfangs belächelt und weltmännisch überlegen als Unerwachsen abtut, wird mit der Zeit zum Wetzstein, an dem sich die nichtssagende Oberfläche von Binghams Leben abschabt.
Dass er darunter tatsächlich noch etwas entdeckt, ist für die Figur wie auch für den Zuschauer gleichermaßen überraschend. Er stellt fest, dass er sich in Alex verliebt hat, und dass er für sie sogar die ihm über alles heilige Sicherheit seines freien Lebens aufgeben würde. Was so natürlich nicht funktioniert, und eben in dem Moment, in dem er sich verletzlich macht, schlägt das Leben zu und Bingham ist am Ende einsamer als je zuvor. Er hat zwar erreicht, wovon er immer geträumt hat – ein sinnloses Ziel von 10 Mio. Vielfliegermeilen – , aber was er brauchte, bleibt ihm verwehrt: wahre Geborgenheit.

Beeindruckend ist die Ruhe, mit welcher der Film die Geschichte des ewig ungebundenen Reisenden erzählt. Hotels und Flughäfen sind immer gleich, die Eintönigkeit suggeriert Sicherheit, die Unruhe der verwandtschaftlichen Beziehungen (Binghams Schwester heiratet, wie unangenehm) stört lediglich den Rhythmus eines perfekten Herzschlags.
Erst, als Bingham sich verliebt und damit wirklich zu leben beginnt (auch das in schlichter Weise und ohne unnötig dramatischen Bombast erzählt), wandelt sich das Bild von der Idylle seines einsamen Lebens. Die Bedeutung des Wortes einsam wird verrückt, seine Schattenseite wird sichtbar und Bingham zum ersten Mal schmerzhaft bewusst.

Der Film bleibt Pärchenkino, keine Frage. Er erweckt ein Gefühl der Dankbarkeit für jede Form von Durcheinander, mit der man in seinem Leben vielleicht kämpft, weil er zeigt, wie grausam eine selbsterwählte Einsamkeit doch bei aller scheinbaren Zufriedenheit doch in Wahrheit ist. Und dabei erreicht er auch noch ein Niveau, an dem sich die besten messen können.
Weiter so, George, ich steh auf dich.
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